donaufestival – festivalzentrum night

Krems 2016           JAKOB BREITENLECHNER, CHRISTIAN DUMMER, DONAT GRISSEMANN, TOBIAS SCHLORHAUFER, TERESA STILLEBACHER

x Das Donaufestival wird von seinen Veranstaltern als „temporäre autonome Zone“ beschrieben, atmosphärisch vergleichbar mit einem „Ausnahmezustand, wie auf einer eingeschneiten Hütte.“ Dieses Setting soll „jenseits hierarchischer und dualistischer Denkmodelle“ die Formulierung von „gesellschaftlichen Gegenmodellen, von ephemeren anarchischen Weltentwürfen“ ermöglichen. Den vielfältigen künstlerischen Beiträgen sei darüber hinaus eine „Verweigerungshaltung gegenüber einer Durchschnittsrezeption“ gemeinsam.

x Parallelen zu Autonomiebestrebungen der Kunst finden sich auch im zeitgenössischen Architekturdiskurs. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Arch+“ wird zum Beispiel die Haltung des Architekten Peter Grundmann zur politischen Dimension des Kulturraums besprochen:

Neben der Schaffung des Kulturraums – was schon immer die Domäne der Architektur war – müssen die Architekten heute, so Grundmann, einen gegensätzlichen Raum hervorbringen, der der Kultur gegenübersteht: den „Distanzraum“.
Diesen definiert er als Raum „ohne Programm, ohne Eigentum, ohne Regel, ohne Funktion, ohne Kontrolle, ohne Ordnung, ohne Kapitalzirkulation“
Dieser „wilde“ Raum hat seine gesellschaftliche Funktion gerade darin, dass er sich jeglicher Funktion und jeglichen Bezugs zur bestehenden Gesellschaftsordnung widersetzt.

Erst durch seine Autonomie gewinnt er seine politische Sprengkraft. Autonomie wird hier also nicht selbstreferenziell verstanden, sondern als Schutzraum für Devianz, als letzte Zuflucht der Utopie:
„Das utopische Denken muss heute also um die Möglichkeit kreisen, autonom zu denken und zu handeln. Das geht nur in Räumen ohne Regel und ohne Programm, in Räumen also, in denen die Interessen nicht von außen einprogrammiert sind.“

(Anh-Linh Ngo, Editorial – Release Architecture, Arch+ 224, S.3)

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x  COMMON SURFACE
Nach unserer Vorstellung konfrontiert das Festival sein Publikum auch abseits des künstlerischen Programms mit Fragen nach Entgrenzung und Selbstbefreiung. Dazu wollen wir dem bestehenden Raum (als Sinnbild der normativen Einschränkung) eine abstrakte und nicht programmierte Ebene einschreiben, die als Bühne autonomen Denkens und Handelns jedem offensteht.

Erst durch ihre Benützung von Seiten des Besuchers, des Veranstalters oder der Kremser Bevölkerung erhält sie eine temporäre Programmierung. Die vorgestellte räumliche Entwicklung ist ebenso zeitlich langfristig, wie auch der Entwicklung des Festivals entsprechend adaptierbar zu verstehen.

Die Intervention kann als das Schaffen einer autonomen Zone, eines Raumes ohne Programm, ohne Regeln und ohne Funktion verstanden werden.
Frei nach der Vorstellung von autonomer Entgrenzung durch räumliche Distanz ist es der Wunsch dem bestehenden Raum den Distanzraum mitzugeben. Dieser ist unsere COMMON SURFACE, eine überdimensionierte Versuchsanordnung als abstrakter “Wissensraum”.

x Den follies (Verrücktheiten) im englischen Gartenbau nachempfunden, besetzen plattformartige Gebilde zunächst kleinteilig das Handlungsfeld. Sie können sich nach Bedarf zu zusammenhängenden Flächen verdichten und eine parallele Landschaft bilden.

Ausgehend von den Messehallen und der Minoritenkirche als den „räumlichen Keimzellen“ des Festivals drängt diese in ihrer utopisch extremsten Ausprägung in den öffentlichen Raum und verbreitet den Geist des Festivals über die ganze Stadt.

Umgekehrt können verstreut in der Stadt, oder auf dem Festivalgelände auftretende follies als cut-outs der common surface gelesen werden, als Teile, die auf einen größeren Zusammenhang verweisen.

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